Warum browserbasierte Software entwickeln?

Warum browserbasierte Software entwickeln?

In diesem Artikel wollen wir auf die schleichende Evolution von installierbarer Software für Windows und Mac OS zu browserbasierten Web-Anwendungen eingehen und die Vor- und Nachteile beleuchten.

Kurz vorweg gesagt: Wir ein ein großer Fan dieses Trends. Software, welche umständlich auf einzelnen Windows- oder MacOS-Geräten heruntergeladen und installiert werden muss, gehört einfach der Vergangenheit an.

So hat es damals funktioniert

Vor circa 10 Jahren wiederum war das noch ganz alltäglich: Eine neue Software für die Steuererklärung, das Gestalten von Etiketten oder das Sammeln von Rezepten musste nach dem Kauf erstmal umständlich heruntergeladen und installiert werden. Mac-User sind dabei sogar häufig leer ausgegangen, da die Entwickler nur an die (größere) Zielgruppe mit Windows-Rechnern gedacht hat.

Einmal installiert lief die Software dann in der Regel ganz stabil. Wo aber die Daten gespeichert sind, wie man diese Sichern oder von anderen Geräten darauf zugreifen kann, daran haben die wenigsten Gedacht. Häufig gingen bei einer defekten Festplatte oder einem Wechsel des Computers einfach viele Daten verloren.

Die Evolution der Webanwendungen

Google beispielsweise hat mit Google Docs, Spreadsheets und Google Fotos schon recht schnell den Trend erkannt, und Software, die normalerweise nur in Form von Microsoft Word, Powepoint etc. bekannt war, ins Web portiert. Zu Beginn noch belächelt und hinterfragt, haben sich die MS-Office Pendants mittlerweile zu wirklich vollwertigen Textverarbeitungs- und Präsentationstools entwickelt.

Plötzlich kann das gleiche Dokument nahtlos am Computer, Smartphone oder Tablet bearbeitet werden – Und das auch noch von mehreren Personen gleichzeitig. Auch der Speicherort spielt plötzlich keine große Rolle mehr. „Ist ja eh in der Cloud“. Also kurzum: Auch wenn das Handy, das Laptop oder gleich alles verloren geht, das Dokument liegt vermeintlich sicher in der Cloud. – Ist doch praktisch, oder?

Natürlich gibt es auch negative Gegenbeispiele, wo Betreiber von Cloud-Plattformen scheinbar „grundlos“ den eigenen Account gesperrt haben und man somit auch den Zugriff auf Mails oder viele wichtige Dokumente verliert. Ich denke, diese seltsamen Einzelfälle treten jedoch deutlich weniger auf wie z.B. der Datenverlust auf dem Laptop, weil die Festplatte eben nicht mehr will.

Jetzt also alles in der Cloud?

Das oben genannte Beispiel verdeutlicht hier ganz klar einige Vorzüge von moderner Cloud-Software aka. Web-Anwendungen:

  • Software muss vor der Nutzung nicht installiert werden
  • Die Anwendung funktioniert auf unterschiedlichen Geräten, z.B. Windows, Mac, Smartphone, Tablet – Sogar Smart-TV wäre denkbar
  • Inhalte lassen sich einfacher mit Arbeitskollegen oder Familienmitgliedern teilen. Keine komplizierte Netzwerktechnik notwendig.
  • Benutzerdaten werden direkt beim Anbieter in der Cloud gespeichert und gehen (in der Regel) nicht so einfach verloren
  • Benutzer müssen sich nicht um Software-Updates kümmern, Anbieter nicht um Rückwärtskompatibilität.
  • Die Entwicklung solcher Software ist auch deutlich einfacher und ergo günstiger – Darauf gehen wir aber weiter unten im Artikel ein.

Die Nachteile von Cloud-Software

Während die Vorteile auf den ersten Blick durch Einfachheit und Flexibilität zu bestechen scheinen, bringt die Verwendung von Cloud-Software auch einige Nachteile mit sich:

  • Software wird in der Regel gemietet, statt gekauft. (Das ist für den Verkäufer gut, für den Endanwender aber oft nervig!)
  • Endanwender geben ihre Daten in die Hände der Softwareanbieter. Diese haben eine hohe Verantwortung mit den Daten gesetzeskonform und sicher umzugehen.
  • Das Risiko für den Diebstahl oder Missbrauch von sensiblen Daten ist unter Umständen höher.
  • Entscheidet sich der Anbieter, die Software nicht länger anzubieten, verliert der Nutzer oder Käufer sein Nutzungsrecht.

Neben den genannten Nachteilen für die Endanwender gibt es natürlich auch für die Software selbst gewisse Limitationen. Webbrowser wachsen zwar Tag für Tag weiter zu übermächtigen Allround-Werkzeugen, jedoch gibt es weiterhin bestimmte Aufgaben, die sich einfach nicht gut darin lösen lassen. Dazu zählt z.B. das Mixen von Musik (DJ-Software) oder eben andere Tätigkeiten, die z.B. eine Interaktion mit Hardware erfordern.

Aus der Perspektive der Softwareentwicklung

Für Anbieter von Software und auch deren Entwickler sind Webanwendungen, insbesondere SaaS (Software-as-a-Service) ein wahrer Segen: Die Software und Benutzeroberfläche muss nämlich nur noch für eine Plattform, nämlich den Browser, entwickelt werden. Das macht Entwicklung und Maintenance deutlich schneller und vor Allem günstiger.

Auch müssen keine unterschiedlichen Windows- und Mac-Versionen mehr unterstützt werden, höchstens noch unterschiedliche Browser. Das ist aber bei den heutigen Browsern auf jeden Fall das kleinere Übel.

Auch das Thema Support ist ein nennenswerter Punkt. Bei Software, die direkt auf Windows- oder Mac-Geräten installiert werden musste, ist die Fehleranfälligkeit um ein Vielfaches höher, als bei Software, die im Browser verwendet wird. Plötzlich fallen viele Support-Szenarien weg und das leidige einloggen per „Teamviewer“ oder sonstiger Remote-Software entfällt komplett.

Abo-Modelle vs. Lifetime-Lizenz

Während früher oft „Lifetime“-Lizenzen von Software verkauft wurden, setzen Anbieter von browserbasierten Web-Anwendungen häufig auf ein Abo-Modell. Durch eine jährliche oder sogar monatliche Zahlung erwirbt der Kunde das Nutzungsrecht. Häufig kann dieser sich auch noch für verschiedene Ausführungen oder Pakete entscheiden und diese noch „on-top“ dazu buchen.

Das sorgt bei Anbietern für für planbare und monatlich wiederkehrende Umsetze und einen kontinuierlichen Revenue Stream.

Ein Wort zu Crossplatform-Apps

Eine nennenswerte Alternative zum klassischen Schwarz/Weiß Denken bei klassischer und Cloud-Software sind die sogenannten Crossplatform-Apps. Hierbei handelt es sich um eine Unterart von Software, die (vereinfacht gesagt) automatisch auf verschiedenen Geräten und Betriebssystemen läuft. Somit kann z.B. mit nur einer Grundprogrammierung die gleiche Software auf Mac, Windows, im Browser und zusätzlich noch auf Smartphones mit iOS oder Android nativ installiert und ausgeführt werden.

Das klingt zu schön um Wahr zu sein? Ist es aber nicht! Hier gibt es weitere Infos zum Thema Crossplatform-Apps.

Zusammenfassung

Webbasierte Anwendungen bieten gleichsam für Anwender als auch Anbieter eine Menge Vorteile. Sofern mit dem Thema Datenschutz und Preisgestaltung verantwortungsbewusst umgegangen wird, würde ich sogar behaupten: Die Vorteile überwiegen ganz klar gegenüber klassischer Software.

Titelbild by Carlos Muza on Unsplash

Fabian Golle
Fabian Golle
Tech-Enthusiast & Digital Native
www.golle-it.de

Mit über 20 Jahren Erfahrung ist Fabian Golle selbst "Techie" durch-und-durch. Fokus: Web-Development, Digitalisierung und strategische Beratung.

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